„Pannekauken-Schwaierte" ist der Spitzname der Stadt Schwerte, der an die Leistung der Schwerter Frauen im Mittelalter erinnert, die damals die Hungersnot der Bürger linderten. Die Stadt trägt ihn mit Stolz!
Zu damaliger Zeit war kaum noch Saatgut für den Getreideanbau vorhanden, deshalb bauten die Frauen in dem nicht gerade guten Boden Kartoffeln an. Aus dem ebenfalls auf Stadtgebiet angebauten Raps wurde in der alten Mühle am Strang Öl geschlagen. Aus den Kartoffeln backten die Frauen mit dem Öl in der Pfanne schmackhafte Reibekuchen, die „Pannekauken", die sogar zum Festessen in Schwerte wurden.
Zu Ehren und zur Erinnerung an die Frauen in Schwerte wurde am 2. September 1984 unter großer Beteiligung der Bevölkerung ein Denkmal errichtet, das vom „Schwerter Schichtwesen" finanziert wurde. Karl Ewald entwarf als damaliger Oberschichtmeister die Figur einer Pannekaukenfrau, die dann von den Bildhauern, der Künstlerfamilie Winkelmann, als Bronzefigur für den Cava-dei-Tirreni-Platz umgesetzt wurde. Nun steht an der Ostenstraße beim Cava-dei-Tirreni-Platz die „Pannekauken-Frau".
Am 2. September 1984 wurde die bronzene Pannekaukenfrau, Wahrzeichen der Nachbarschichte in Schwerte, feierlich enthüllt. Jahrelang hatte man sich bemüht, ein sichtbares und bleibendes Zeichen zu setzen, um den Gedanken der Nachbarschaft neu zu beleben.
Nicht ohne Widerspruch war mit der Pannekaukenfrau schließlich ein Symbol gefunden worden, mit dem sich die Nachbarschaften identifizieren konnten. Argumente dagegen besagten, dass der übermäßige Verzehr von Pannekauken Armut symbolisiere, gewerbliche Rückständigkeit und eine gewisse geistige Beschränktheit.
Die Mehrheit stand der Idee jedoch positiv gegenüber und so konnte in wenigen Jahren für die Errichtung der geplanten Skulptur ein Spendenbetrag in Höhe von 30.000 DM gesammelt werden.
Insbesondere der damalige Oberschichtmeister Karl Ewald hat sich um die Pannekaukenfrau verdient gemacht: der Entwurf stammte aus seiner Feder. Bei der Enthüllung der Pannekaukenfrau erinnerte er an die Leistungen der Schwerter Frauen in schweren Zeiten, betonte aber, dass die Figur ein zeitloses Symbol für die Tatkraft der Frauen sei und ein Zeichen für soziale Verantwortung und Hilfsbereitschaft - und das zu jeder Zeit. Der Gedanke, wie er in den Nachbarschaften gepflegt wurde und wird.
Nachdem der Ort Schwerte von dem märkischen Grafen Adolf I. im Jahre 1243 zur Stadt erhoben worden war, erhielten die Schwerter Bürger von ihm in einer Urkunde viele Stadtrechte zugesichert. So hatten sie auch die Erlaubnis von dem Märker bekommen, den Ort mit einer Mauer zu umgeben. Diese Mauer und vier starke Tore sicherten fortan die Bewohner Schwertes vor unliebsamen Besuchern.
Im Schutze der Mauer konnten die Schwerter Bürger nun lange Zeit ungestört ihrer Arbeit nachgehen. Bauern und Handwerker waren fleißig und gelangten bald zu einigem Wohlstand. Aus der nahen und weiteren Umgebung kamen die Menschen in die Stadt, sie brachten Waren mit und handelten andere dafür ein. Schwerte wurde so auch eine Handelsstadt. Da wurden Panzerhemden, Harnische, Messer und Pfannen hergestellt und als Schwerter Handelsware über Land geschickt. Die Stadt trat dem Hansebund bei und Schwerter Kaufleute kamen mit ihren Waren gar bis nach Rußland.
Mit dem wachsenden Wohlstand wuchs auch die Stadt und wurde immer schöner. Die neuerbauten Häuser waren nicht mehr so klein wie früher. Die St. Viktor-Kirche erhielt Malereien und einen wertvollen Schnitzaltar. An der Stelle des alten Rathauses bauten die Bürger ein neues, schöneres mit Stufengiebeln und einer geräumigen Bogenhalle. Überall in der Stadt konnte man den Wohlstand ihrer Bürger erkennen. So ließ sich mehr als 300 Jahre lang gut in Schwerte leben.
Dann aber kam ein Unglück nach dem anderen über den Ort. Innerhalb von wenigen Jahren drangen mehrmals fremde Soldaten in die Stadt ein und raubten, brannten und mordeten. Schwere Krankheiten -"Pest" und "Rothe Ruhr" - rafften mehr als die Hälfte der Bewohner dahin und stürzten die vom Tode verschonten Bürger in großes Elend.
Kaum hatte sich die Stadt davon etwas erholt, warteten neue Schicksalsschläge auf die Bürger. Innerhalb von 10 Jahren wüteten drei große Brände hinter der Mauer und ließen alle Häuser, auch einen Teil der nach dem ersten Brand wiederaufgebauten, zu Schutt und Asche werden.
Unbeschreibliches Elend war nun über die Stadt gekommen, Handel und Handwerk waren vernichtet. Ein großer Teil der Bewohner hatte weder Haus noch Besitz. Die verbliebenen Häuser glichen eher Erdlöchern als Wohnungen. Die Menschen zeigten kaum noch Lebensmut.
Jetzt waren es die Schwerter Frauen, die nicht aufgaben. Als kaum noch Saatgut für Getreideanbau vorhanden war, setzten sie Kartoffeln in dem Teil der Schwerter Feldflur, die den weniger guten Boden hatte, den verwitterten Tonschiefer. Der bessere Lößboden blieb dem Anbau von Raps vorbehalten, um Rüböl daraus zu gewinnen. Die alte Mühle am Strang schlug das Öl. Was aber paßte besser zusammen als Öl und Kartoffeln? Bald verstanden es die Schwerter Frauen, schmackhafte Reibeplätzchen daraus zu backen. "Pannekauken" linderten dann auch in der Stadt die Not und bewahrten die Bewohner vor dem Verhungern. "Pannekauken" wurden bald durch die Kunst der Schwerter Frauen zu einem Festessen und sind es auch jetzt noch.
Die Stadt erhielt dadurch ihren Spitznamen: "Pannekauken-Schwaierte". Sie trägt ihn mit Stolz bis auf den heutigen Tag.
Quelle: "Pannekauken Schwaierte", Die Geschichte eines Schwerter Wahrzeichens, Herausgegeben vom "Oberschicht der Schwerter Nachbarschaften, 1984.