Eine gebremste Binnennachfrage aufgrund hoher Inflation, gestiegene Personalkosten und der Fachkräftemangel machten den Unternehmen zu schaffen, so sein klarer Standpunkt. „Die Konjunkturprognosen der Wirtschaftsforscher sind durch die Bank negativ, die Vorboten einer Rezession unverkennbar. Und neben dem Kriegsschauplatz Ukraine und der damit verbundenen Spannungen hat sich mit den Ereignissen im Nahen Osten ein weiterer Krisenherd mit noch nicht absehbarem Eskalationspotenzial zurückgemeldet“, ergänzte Halbach und sprach angesichts all dieser Probleme von einer „Stapelkrise“.
Kommunen kämpfen mit denselben Problemen
Die wirtschaftliche Entwicklung der Unternehmen wirke sich auch unmittelbar auf die Kommunen aus – da stimmte der Schwerter Bürgermeister Dimitrios Axourgos Halbach zu. Zugleich wies er darauf hin, dass die Kommunen darüber hinaus teils mit denselben Problemen zu kämpfen hätten wie die Betriebe vor Ort, etwa bei den Personalkosten und dem Fachkräftemangel. „Ich bin eigentlich ein positiv gestimmter Mensch, aber aktuell habe ich viele Sorgenfalten, denn wir sehen finanziell schweren Zeiten entgegen“, sagte Axourgos.
Zwar habe Schwerte dank umsichtiger Finanzplanung in den vergangenen Jahren eine Rücklage in Höhe von rund 20 Millionen Euro aufbauen können. „Doch ich fürchte, dass das Geld nicht lange reicht.“ Allein die gestiegenen Personalkosten schlügen mit rund vier Millionen Euro zu Buche, hinzu komme eine Summe in gleicher Höhe, die an den Kreis gehe. „Dazu kommen noch die gestiegenen Baukosten, hohe Energiekosten … und nun einfach am Steuerhebel anzusetzen, um diese Kosten zu kompensieren, halte ich für keine gute Lösung. Wenn uns Bund und Land nicht stärker unterstützen, werden wir keine schwarzen Zahlen schreiben“, so die Prognose des Bürgermeisters. Hier warf Halbach ein: „Ich habe den Eindruck, dass aktuell der politische Wille fehlt, die Kommunen stärker zu unterstützen.“
Digitalisierung und Ausbildung
Um den Fachkräftemangel auch in der Verwaltung entgegenzuwirken, sei Digitalisierung unumgänglich. „Und im Vergleich stehen wir hier gut da“, sagte Axourgos. Die Stadt biete mittlerweile 188 Dienstleistungen online an. Darüber hinaus habe Schwerte vom Kreis Unna den Auftrag erhalten, das Projekt Smart City für den gesamten Kreis voranzubringen. „Allein das zeigt ja, dass wir hier in Schwerte auf dem richtigen Weg sind.“ Smart City ist ein städteübergreifendes Projekt mit dem Ziel, Konzepte zu entwickeln und aufeinander abzustimmen, um die beteiligten Städte und Kommunen grüner, effizienter und fortschrittlicher zu gestalten.
Mit der IHK gibt es keinen Industriepreisstrom
Als im Publikum die Frage aufkommt, was getan wird, um Land und Bund stärker zu fordern, meldet sich IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber zu Wort. „Wir als IHK haben uns massiv dafür eingesetzt, dass es keinen Industriestrompreis gibt. Denn der käme insbesondere bei den kleineren und mittleren Unternehmen nicht an und würde eine Wettbewerbsverzerrung bedeuten.“ Zugleich wies der IHK-Chef darauf hin, dass es beim Strompreis eine Vielzahl von Möglichkeiten zur Preissenkung gebe, die der Staat noch nicht ausschöpfe – etwa über Steuern. Darüber hinaus gebe es auch mit Blick auf die überbordende Bürokratie, die den Unternehmen zu schaffen mache, noch viel zu tun. „Aber wir machen auf allen Ebenen Druck – und gehen NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur und den Bundestagsabgeordneten in unserem Bezirk regelmäßig auf die Nerven, das versichere ich Ihnen!“
Schreiber warf auch einen kurzen Blick auch auf die Ausbildungszahlen in Schwerte, die mittlerweile wieder auf einem recht stabilen Niveau seien – allerdings gebe es noch immer viel zu viele unbesetzte Plätze. „Das betrifft nicht nur die IHK-Ausbildungsplätze, sondern entspricht auch dem, was uns die Handwerkskammer berichtet.“ Auch hier sei die IHK aktiv, um dem entgegenzuwirken, hob Schreiber hervor und verwies beispielhaft auf die Ausbildungskampagne #könnenlernen sowie auf die von der IHK initiierten Speeddatings, um Unternehmen und junge Leute zusammenzubringen, um einander kennenzulernen.
Gefahren und Nutzen künstlicher Intelligenz
Was auf die Unternehmen in puncto künstliche Intelligenz zukommt – und welche Gefahren, aber auch welcher Nutzen darin liegt, erläuterte Dr. Georg Pietrek von der Conciso GmbH, einem IT-Beratungsunternehmen in Dortmund. „Eine KI lügt, ohne rot zu werden“, scherzte der IT-Experte und gab ein konkretes Beispiel anhand der KI ChatGPT: Danach befragt, was ChatGPT über die Conciso sagen könne, gibt die Chat-KI als Ergebnis an, die Conciso haben ihren Sitz in Hamburg. Darauf hingewiesen, dass dies falsch ist, bittet sie um Entschuldigung und korrigiert sich – und nennt anschließend zunächst Berlin und dann München.
Grund dafür, so Dr. Pietrek, sei, dass eine KI nicht anhand von Wissen arbeite, sondern nach Wahrscheinlichkeiten gehe. „Jeder Satz wird buchstäblich Wort für Wort aufgebaut anhand dessen, was am wahrscheinlichsten ist – auf der Grundlage von zuvor eingespeisten Trainingsdaten.“ Deswegen sei es wichtig, Ergebnisse einer KI stets zu prüfen. Falschinformationen und unsichere Datenlage – das sei die negative Seite der KI. Schnellere Arbeitsprozesse und inspirierende Ergebnisse die andere. Künstliche Intelligenz, so Dr. Pietrek, sei derzeit ein Hype. „Was davon bleiben wird? Es fällt mir schwer, da eine Prognose abzugeben. Sicher ist aber: Sie als Unternehmerinnen und Unternehmer sollten diese Entwicklung nicht verschlafen, sondern sich fragen, wie Sie davon profitieren können.“
Lara Willberg, bei der IHK-Fachberaterin für Digitalisierung, Technologietransfer und Wissenswirtschaft, lud die Unternehmen hier abschließend dazu ein, auf die IHK zuzukommen. „Wir haben mehrere Angebote zum Thema KI ins Leben gerufen, und wir freuen uns, Sie zu unterstützen.“